Rechte Lieder für jeden Geschmack! Fachvortrag des Musiksoziologen Dr. Lutz Neitzert

29. September 2020, 18:30 Uhr – im Aufwärts, Gerichtsstr. 32, 57537 Wissen

Musik gilt seit Jahrzehnten als Einstiegsdroge in die Neonaziszene. Mit entsprechenden Konzerten und CDs wurde ein Millionengeschäft gemacht. Dabei finden sich mittlerweile auch neue Bands und Stile wie „NS-Hardcore“ oder „NS-Rap“ in der braunen Szene. Für die musikalische Modernisierung gelten vor allem die jungen Autonomen Nationalisten als verantwortlich. Sie wollten damit neue Zugänge zur rechtsextremen Ideologie für Jugendliche schaffen und die Attraktivität der Szene steigern. Die in den letzten beiden Jahrzehnten von den Autonomen Nationalisten vorangetriebene Übernahme linksalternativer Mode und Ästhetik machte dabei auch vor der Musik nicht halt. Früher führte der Weg in die Szene meist über schlecht produzierten Rechtsrock oder volkstümliche Liedermacher, heute können rechts-affine Jugendliche zwischen verschiedenen Musikstilen wählen. Gemeinsamkeit bei dem Repertoire von rechtsextremem Liedgut ist, das fast ausnahmslos die Songs mit rassistisch-gewaltverherrlichenden Inhalten daherkommen. Wo früher ausschließlich Skinheads vor der Bühne johlten, bestimmen heute Piercings, Turnschuhe, Kapuzenjacken und die aus US-amerikanischen Ghettos entlehnten Bandana-Kopftücher das Bild. So wie das Publikum an der Kleidung nur noch schwer als rechtsextrem zu erkennen ist, verhält es sich auch mit der Musik. Eindeutige Parolen, die sonst die Refrains von Neonazibands ausmachen, sucht man oft vergeblich. Statt auf Deutsch singen viele Bands englische Texte. Die neue Spannbreite der rechtsextremen Musik macht eine eindeutige Zuordnung und juristische Bewertung schwieriger, was wohl eine gewollte Strategie der Szene sein dürfte. Die neonazistische Musikszene steht selbstredend unter Verfolgungsdruck durch den Staat. Zahlreiche Alben wurden indiziert. Oftmals wurden Strafverfahren wegen Volksverhetzung eingeleitet. Natürlich stellt sich für die Szene fortlaufend die Frage, wie der Druck durch die Strafverfolgungsbehörden unterlaufen werden kann, z.B. durch die Vermeidung von plakativem Rassismus und der Präsentation von eindeutigen Mordfantasien. Häufig geben sie sich stattdessen sozialkritisch und antikapitalistisch – und verbinden dies – mehr oder weniger offen – mit neonazistischer Propaganda. Die Veranstaltung gibt einen Überblick über die verschiedenen rechtsextremen Musikszenen – mit dem Fokus auf die Akteure und vor allem die jeweiligen jugendlichen Zielgruppen. Die Veranstaltung wird durch den Einsatz zahlreicher Filmclips und Hörbeispiele Einblick geben, welche unterschiedlichen Anziehungskräfte der diversen rechten Subkulturen konkret auf Jugendliche einwirken. Diese Veranstaltung, die im Rahmen der bundesweiten Interkulturellen Woche stattfindet, wendet sich an Eltern und Multiplikatoren. Sie erhalten von uns eine Anmeldebestätigung, die Sie bitte zur Veranstaltung mitbringen müssen.

Teilnahmebedingungen: Die Teilnahme ist kostenfrei und aus Jugendschutzgründen erst ab 18 Jahren möglich. Die Anzahl der Teilnahmeplätze ist begrenzt. Es gelten die aktuellen Corona-Hygieneregeln.

Anmeldung erforderlich beim Jugendamt Altenkirchen: anmeldung.jugendarbeit@kreis-ak.de – Danach erhalten Sie eine Anmeldebescheinigung.